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Mathematics Goes to the Movies
by Burkard Polster and Marty Ross
Imperativ (1982)
4:10
AUGUSTIN: Genauso wie ich jetzt aus dem Fenster springen koennte oder nicht.
Was nicht heisst, dass ich es nicht noch tun werde.
YVONNE: Schon gut. So was Irres wuedest Du nicht fertigbringen, weil Du einfach
nicht dafuer geschaffen bist und um 7 Uhr morgens nackt im Schnee herumzulaufen
ist nunmal Irrsinn, besonders dann wenn es ein vielversprechender Mathematiker
tut.
8:38
Blackboard in the old professor’s place.
13:32
AUGUSTIN: In dieser kleinen Stadt, in dieser kleinen Universitaet, will ein
unbedeutender Mathematikassistent wissen, ob er frei ist. Ich wollte nur wissen
wie dieses Gefuehl ist.
15:20
AUGUSTIN: Die Gesetze der Statistik beziehen sich auf Mengen. Und was sind Mengen?
In der Natur gibt es keine Mengen, es gibt nur verschiedene Einzelfakten. Jede
Menge ist eine Schoepfung des Gehirns. Der Mensch ordnet die Einzelfakten der
Natur und fasst sie in mit Hilfe von Begriffen zu Gruppen zusammen, aber kein
einziger dieser Begriffe existiert materiell. Fuer mich jedenfalls existiert
so etwas wie eine Welt der Ideen nicht.
STUDENT: Aber was ist mit den Meeren und Fluessen. Das sind doch Mengen die
existieren materiell. Was objectiv existiert sind Wasser und Sandteilchen und
Du verbindest sie zu einem Ganzen indem Du ihnen einen Namen gibst, wie See
oder Fluss.
STUDENT: Und was folgt daraus?
AUGUSTIN: Gar nichts. Sie koennen die mathematische Statistik als Werkzeug gebrauchen
aber es steckt keinerlei materielle Realitaet dahinter.
STUDENT: Schaun Sie. Seit zwei Jahren notier ich die Haeufigkeit der Zahlen
beim Roulette. Und irgendwann werde ich was leihen und alles auf die von mir
errechnte Zahl setzen und ich werde gewinnen. Geht es Ihnen gut, erkaeltet oder
so?
AUGUSTIN: Nein. Sie fordern das Schicksaal heraus.
STUDENT: Das Schicksaal gibts nicht.
AUGUSTIN: Gott aber?
STUDENT: Glauben Sie, dass Gott existiert? Grade Gott ist doch gerade Schoepfung
unseres Hirns.
AUGUSTIN: Ich weiss nicht. Vielleicht, vielleicht auch nicht.
STUDENT: Und wovon haengt die Antwort ab?
AUGUSTIN: Werfen Sie eine Muenze.
STUDENT: Um Gottes Existenz zu bestaetigen?
AUGUSTIN: Ja, wenn Sie es so formulieren. Ich pumpe Ihnen das Gelt, wenn Sie
spielen wollen.
STUDENT: Ja pumpen ist ja etwas konkreteres als unser Thema, aber nein, nein
wirklich, dass geht nicht. Schaun Sie, wenn ich gewinne, muesste ich Ihnen ja
Ihren Zinssatz abgeben. Nein, da leih ich mir doch lieber von Leuten, die nicht
wissen um was es geht.
AUGUSTIN: Also gut, dann geb ich Ihnen das Gelt wenn Sie verlieren. Doch vielleicht
hab ich nicht genug um Ihre ganzen Schulden zu bezahlen.
STUDENT: Das kann ja nicht passieren, ich muss ja gewinnen, ich hab ja alles
ausgerechnet.
AUGUSTIN: Der einzige Weg beim Roulette sicher zu gewinnen ist wenn Sie mit
Psychokinese arbeiten koennen.
24:07
THEOLOGE: Ich diskutiere sehr oft mit Professor Civic. Ich stelle natuerlich
sein Fachwissen nicht in Frage, aber mit ihm ist es vielleicht so wie mit Einstein.
Zweifellos ein grosser Physiker, aber auch ein grosser Philosoph? Sie verstehen,
Philosopie ist nicht Mathematik.
31:35
Ist Ihnen klargeworden, wie traurig es ist, dass Ihnen Ihr ganzes Wissen nichts
nuetzt um einem anderen Menschen zu helfen.
THEOLOGE: Weil wir eben abstrakt reden. Darin sind wir uns aehnlich. Sie als
Mathematiker…
AUGUSTIN: Das trifft nicht zu. Wenn jemand zu mir kommt mit einer Frage im Zusammenhang
mit der Mathematik, dann kann ich das durchrechnen und ihm etwas anbieten, irgendein
Ergebnis. Laesst sich die Theologie vielleicht nicht anwenden?
40:42
Lecture
AUGUSTIN: Einer von Ihnen hat das Wort Entdeckung gebraucht. Die meisten Mathematiker
haben eine Vorliebe fuer dieses Wort. Ich moechte zu bedenken geben, dass es
ohne Rechtfertigung gebraucht wird. Man kann die Wirklichkeit entdecken, aber
Mathematiker entdecken die Wirklichkeint nicht, sie schaffen sie. Ich weiss,
es ist nicht einfach sich darauf zu einigen. Instinktiv folgen wir alle der
Illusion, dass wir es bei der Mathematik mit etwas Realm zu tun haben, aber
in Wirklichkeit haben wir es nur mit unserer eingenen Schoepfung zu tun. Ipso
facto, nicht real. Ich hoffe, ich habe Sie nicht zu sehr durcheinandergebracht.
Das waere nicht gut. Schoepfen ist viel mehr als entdecken. Das hat mich hauptsaechlich
zur Mathematik gebracht. Ich bin neugierig ob es bei einem von Ihnen genauso
war…..Niemand, wie bedauerlich.
Student hat tatsaechlich im Kasino gewonnen.
AUGUSTIN: Haben Sie gewonnen?
STUDENT: Ich habe alles ausgerechnet und habe gewonnen.
AUGUSTIN: Und, werden Sie weiterspielen?
STUDENT: Nein, nein, schade um die Nerven. Ich kaufe Aktien und werde sehen.
Na vielleicht werd ich irgendwann nochmal spielen, aber zuerst werd ich das
Geld ausgeben. Und damit fange ich heute an. …..
AUGUSTIN: Wenn Sie glauben, dass Sie die Zahlen richtig errechnet haben, dann
muessen Sie auch glauben, dass Sie weiterhin gewinnen, oder fuerchten Sie das
Schicksal ist nicht ehrlich beim Spiel.
STUDENT: Ja, ja, das glaube ich. Das Schicksal meint es nicht ehrlich mit uns.
Mal laesste es uns gewinnen, dann wieder verlieren. Wenn das Schicksal ehrlich
waer, dann gaebe es mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt. Die gibts nicht. Ich
lasse mal mein Berechnungen hier bei Ihnen. Vielleicht komme ich irgendwann
nochmal darauf zurueck. Entschuldigen Sie, ich habs eilig. Sie koennen sie natuerlich
benutzen wenn Sie wollen. Ich hab drei Jahre daran gearbeitet, alle Ergebnisse
notiert. Das ist unglaublich wertvoll. Muss nur noch die Zahlen von heute dazugeschrieben
werden, dann hat man die Zahlen fuer morgen. Mathematik habe ich bei Ihnen gelernt,
deshalb moechte ich Ihnen das verehren. Tschuess.
+40:13
AUGUSTIN: Ich versuche es mal mit Roulette. Einer meiner Studenten hat Berechnungen
fuer ein System. Ich habe es fuer ihn korrigiert. Die Wahrscheilichkeit das
ich gewinne ist gross. Lach nicht! Es ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit.
Die Wahrscheinlichkeit ist ebenso gross wie die dass das Auto das uns morgen
ueberfaehrt jetzt in diesem Augenblick vollgetankt wird. Vielleicht haben wir
nur noch einige Stunden zu leben. Nur Er weiss was geschehen wird.
YVONNE: Du glaubst an Gott? Soweit bist Du.
AUGUSTIN: Augustinus hat irgendwo geschrieben: “Du wuerdest nicht nach
mir suchen, wenn Du mich nicht schon gefunden haettest.”
YVONNE: Du redest so merkwuerdige Dinge. Ich habe aber den Eindruck Du bist
wieder normal. Woran denkst Du jetzt? Ach, ich habe nur ueberlegt, wie ich ihn
fragen koennte. Nicht, ob es ihn gibt, ob er existiert, denn das weiss ich,
sondern ob er mein Leben wirklich braucht.
YVONNE: Was meinst Du mit fragen?
AUGUSTIN: Man koennte beispielsweise einen Trommelrevolver nehmen, einen fuer
sechs Patronen. Wenn ich ihn mit einer Partone lade, die Trommel drehe, den
Revolver an die Schlaefe halte und abdruecke, dann ist die Chance eins zu sechs,
dass ich mir die Kugel durch den Kopf jage. Wenn ich ihn mit zwei Patronen lade,
ist meine Chance 1 zu drei. Drei Patronen und die Chance is eins zu zwei